Emden – Die Rede des Staatssekretärs Kajo Wasserhövel (SPD) aus dem Bundesarbeitsministerium sollte der Höhepunkt des Abends werden. Nach einer schwachen Vorstellung des Berliner Politikers und einer durchaus launigen Vorstellung des niedersächsischen Innenministers Uwe Schünemann (CDU) gab es am Ende des 244. Kaufmannsmahls in Emden am Freitagabend vor allem für Martin Kakuschkekräftige Schulterklopfer aus den Reihen der rund 300 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Verwaltung und Kultur im „Klub zum guten Endzweck“.
Kakuschke brachte als jüngster Kaufmann den Zuhörern mit viel Engagement seine Herzensthese nahe: „Wir Ostfriesen haben riesige wirtschaftliche Chancen, wenn wir uns beim Thema Klimawandel und Energie schnell und richtig positionieren.“ Der Geschäftsführer der R. & J. BeekmannGmbH & Co. KG in Großefehnplädierte dafür, sich als Modellregion für regenerative und nachhaltige Energieprojekte zu positionieren.
Ostfriesland und das Emsland könne eine europäische Vorzeigeregion im Kampf gegen den Klimawandel werden, so Kakuschke. Dazu müssten aber alle Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verwaltung an einem Strang ziehen. Es gebe große Windanlagenbauer, genügend Anbaufläche für Biogasanlagen, die Photovoltaik sei auch gut ausgebaut. Zudem biete sich der Fachhochhochschule in Emden mit einem einzurichtenden Studiengang Energietechnik die Chance, diese Entwicklung wissenschaftlich zu stützen.
Ein Kohlekraftwerk, wie derzeit in Emden angedacht, sei aber der falsche Weg, so Kakuschke, der durch diese Mahnung ein vernehmliches Knistern in der Emder Politik erzeugte. Zuvor hatte bereits Dr. Claas Brons als Vorsitzender der Emder Kaufmannschaft für einige überraschende Blicke im Saal gesorgt, als er zum einen die hohen Strom- und Gaspreise der Emder Stadtwerke geißelte und zum anderen den vor allem von der Reederschaft in Leer geforderten Ausbau des Ems-Jade-Kanals als „illusorisch“ bezeichnete.
„Wir müssen ständig an der Entwicklung unseres Hafens arbeiten“, mahnte Brons. Ansonsten werde die Region abgehängt. So müsse die Vertiefung der Außenems, der Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals und des Wybelsumer Polders mit der Option eines weiteren Hafenbeckens sowie die Planung weiterer Pieranlagen zügig vorangetrieben werden, so der Vorsitzende.
Doch Staatssekretär Wasserhövel<, der für den jüngst zurückgetretenen Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) gekommen war, griff diese regionalen Wünsche in seiner Rede nicht auf. Stattdessen hielt er eine Berliner Wahlkampfrede, plädierte für einen umfassenden Mindestlohn und lobte die Errungenschaften der großen Koalition.
Dagegen verstand es der niedersächsische Innenminister Schünemann, seine Rede mit regionalem Kolorit zu schmücken. So verteidigte er nicht nur die Forderung nach einer Online-Untersuchung bei Terrorverdacht und lobte den Bürokratieabbau in Niedersachsen, sondern ging auch auf die seit einigen Wochen geplante Arena für Kickers Emden ein. Dafür hatte bereits der jüngste Kaufmann Kakuschke eine Kraftanstrengung der Region gefordert, um dieses 20-Millionen-Projekt Realität werden zu lassen.
Schünemann wollte aber die von Kakuschke verlangten Steuergelder nicht ohne weiteres herausrücken. Angesichts der 0:1-Niederlage an diesem Abend von Kickers gegen Braunschweig Könner, sagte der Minister lächelnd, es nur schwerlich vertreten, direkte Landesgelder in derartige Projekte zu geben. Mit ein wenig mehr Ernst fügte er dann an: „Über Landesbürgschaften kann man durchaus nachdenken.“