Initiative gegen Kohlekraftwerk gegründet

OSTFRIESEN ZEITUNG vom 25.02.2008

Initiative gegen Kohlekraftwerk gegründet

CDU-Mann Hinrich Odinga lehnt das Projekt ab. Mehr als 200 Menschen kamen nach Wybelsum.

emden – „Es wird mir das Herz brechen : und meine Existenz.“ Der Wybelsumer Karl-Heinz Kehl hat schlaflose Nächte, seitdem bekannt ist, dass praktisch vor seiner Haustür ein Kohlekraftwerk gebaut werden soll. Kehl betreibt in zweiter Generation einen Bio-Bauernhof, der sich den strengen Anforderungen des Demeter-Erzeugerverbandes unterwirft. „Kommt das Kraftwerk, droht mir der Ausschluss aus dem Verband“, befürchtet Kehl. Die Emissionen der Anlage würden nicht mehr den biologisch-dynamischen Grundsätzen der Demeter-Gemeinschaft entsprechen. Und damit hätte sich sein Unternehmenskonzept erledigt.

Jetzt will Karl-Heinz Kehl gegen das Energie-Projekt auf dem Wybelsumer Polder zu Felde ziehen : gemeinsam mit vielen Bewohnern der Ortschaft und Menschen aus anderen Emder Stadtteilen. Am vergangenen Freitagabend hoben sie in der Wybelsumer Neuen Kirche offiziell eine zunächst noch namenlose Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk aus der Taufe. Sie wird vorerst als lose Gemeinschaft operieren. Eine Vereinsgründung ist jedoch beabsichtigt.

Der Grundstein für einen organisierten Protest war vor mehr als einer Woche bei einer Informationsveranstaltung der Grünen in Emden gelegt worden (die OZ berichtete).

Dass der Widerstand gegen das dänische Energieprojekt wächst, ließ sich an der großen Zahl der Teilnehmer ablesen. Waren es beim ersten Treffen mehr als 100, drängten sich in der Wybelsumer Kirche am Freitag mehr als 200 Menschen, um die Gründung der Initiative zu unterstützen.

Burkhard Remppis, Kreisvorsitzender der Emder Grünen, und das Grünen-Stadtratsmitglied Walter Schild übernahmen die Moderation der Versammlung. Sie hatten alle Hände voll zu tun, die vielen Fragen, Einwürfe und Anregungen zum Verfahren unter einen Hut zu bringen.

Höhnisch kommentierten Teilnehmer das Fehlen von Vertretern der Emder SPD- und FDP-Stadtratsfraktion. Aus der Deckung wagte sich allerdings das CDU-Ratsmitglied Hinrich Odinga. Der Wybelsumer bezog deutlich Stellung gegen den Bau des Kohlekraftwerks und wich damit von der Linie seiner Fraktion ab. Die CDU-Ratsfraktion hält sich eine Entscheidung für oder gegen das Energie-Projekt immer noch offen.

Nach vielem Hin und Her gründete sich schließlich eine Koordinationsgruppe, der 17 Frauen und Männer : überwiegend Wybelsumer : angehören. Die Gruppe soll die nächsten Schritte einleiten und einen Sprecher nominieren. Außerdem wurde sie beauftragt, einen Namen für die neue Bürgerinitiative zu finden und ein Logo zu entwickeln. Die nächste Zusammenkunft legten sie auf den 28. März fest. Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben.