Emder Ratsmehrheit sagt „Jein“

OSTFRIESEN ZEITUNG vom 09.02.2008

Emder Ratsmehrheit sagt „Jein“

Die Dänen erleben derzeit in Mecklenburg-Vorpommern den Widerstand der Greifswalder. Die wollen keine „Dreckschleuder“.

Emden – Der dänische Konzern DONG will im Wybelsumer Polder über zwei Milliarden Euro für ein Kohlekraftwerk investieren, glänzte aber bei der Präsentation durch die Hafengesellschaft Niedersachsen Ports durch Abwesenheit. Ist das ein Zeichen? Kritiker hören die Nachtigall trapsen: „Das wird nichts.“

Der Emder N-Ports-Chef Berend Snippe sieht das Fehlen des Investors indes nicht so verkniffen: „Die hatten am Donnerstag einen anderen wichtigen Termin.“

Der könnte das Problem Greifswald betreffen, wo DONG noch 2008 mit dem Bau eines Kohlekraftwerks mit 1600 Megawatt Leistung beginnen will. Dort ist der Protest wesentlich weiter als in Emden. Die Dänen bekommen Feuer von allen Seiten. Eine Bürgerinitiative will verhindern, dass eine „Dreckschleuder“ in der Tourismus-Hochburg Mecklenburg-Vorpommerns entsteht.

Die Argumente aus Greifswald sind die gleichen wie in Emden. Gegner meinen, dass einigen wirtschaftlichen Vorteilen gravierende Nachteile gegenüber stehen.

DONG räumt ein, dass trotz modernster Technologie für die Produktion von 800 Megawatt Strom knapp sieben Millionen Tonnen Kohlendioxid erzeugt werden. Laut Berend Snippe müssen für die Befeuerung pro Jahr eine Million Tonnen Steinkohle nach Emden gebracht werden.

Die Dänen wollen erstmal Geld in die Hand nehmen und den Standort im Wybelsumer Polder untersuchen. Das regelt der Optionsvertrag mit Nx15 Ports. „DONG kann sich von seinem Emder Vorhaben jederzeit verabschieden“, machte Berend Snippe deutlich. Dennoch ist die Unruhe in der Öffentlichkeit groß. Verwaltungschef Alwin Brinkmann will ein Kraftwerk. Aber eins, das mit Gas betrieben wird : was DONG auch kann. Wer nach Bekanntwerden der Pläne mit klaren Aussagen der Emder Ratsfraktionen gerechnet hat, wurde enttäuscht. Während sich Linke und Grünen auf nichts einlassen, brauchen SPD, CDU und FDP noch Zeit. Ein „Jein“ war zu hören. Klar ist, dass es nur mit Windstrom nicht geht. Klar ist aber auch, dass ab 2015 eine große Stromlücke geschlossen werden muss. Anlagen für 28 000 Megawatt müssen gebaut werden. Das Gaskraftwerk und die Windmühlen in Emden liefern derzeit knapp 800 Megawatt pro Jahr.