Kieler Nachrichten 15. Juli 2008 – Stadtwerke Kiel stoppen Kohlekraftwerk – Alternative Gas?

„Wir sehen keine Realisierungschancen mehr und suchen jetzt nach einer Möglichkeit, die umsetzbar ist“, erklärte Grützmacher im Redaktionsgespräch mit den Kieler Nachrichten und verwies auf „eindeutige Beschlüsse“ der Kieler Ratsversammlung gegen eine Kohlelösung. Daher wolle das Unternehmen nun einen „Alternativplan auf der Basis von Erdgas entwickeln“ und in der Arbeitsgruppe der Stadt an einem neuen Energieversorgungskonzept für Kiel mitarbeiten. Grützmacher geht davon aus, dass sich die politischen Beratungen bis Ende 2010 hinziehen werden. Auf die Größe eines Gaskraftwerkes wollte sich der Stadtwerke-Chef noch nicht festlegen: „Fest steht aber, dass es in Kiel weiterhin ein zentrales Kraftwerk geben muss, das aber ergänzt wird durch dezentrale Energieanlagen.“ Nach Informationen der Kieler Nachrichten wird an dieser Alternative schon seit Monaten gearbeitet. Es geht dabei um ein deutliches kleineres Kraftwerk als bislang geplant. Das Kohlekraftwerk sollte ein Leistung von 800 Megawatt haben und damit mehr als doppelt groß sein wie das Gemeinschaftskraftwerk Kiel (GKK).

Partner E.ON, beide Unternehmen halten 50 Prozent am GKK, hingegen ist „unverändert davon überzeugt, dass es für Kiel keine bessere Option als die Kohle gibt, wenn Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit und Versorgungssicherheit sorgsam gegeneinander abgewogen werden“, sagte der Geschäftsführer der E.ON Kraftwerke GmbH (Hannover), Dirk Rüggen. Einig sind sich E.ON und Stadtwerke aber, dass das fast 40 Jahre alte GKK länger als geplant laufen muss. Bisher endet die Laufzeit 2015. Jetzt soll „eine Lebensdauerverlängerung von bis zu fünf Jahren konkret in die weiteren Überlegungen einbezogen werden“.

Was in Kiel jetzt erstmals möglich scheint, ein Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD), ist in anderen Städten schon Realität. In Würzburg beispielsweise schwenkte der örtliche Energieversorger von Kohle auf Gas um. „Auch für Kiel wäre eine GuD-Anlage wirtschaftlich zu führen“, sagte Felix Matthes vom Öko-Institut Berlin, der auch an dem Gutachten zum Kieler Kraftwerkwerk beteiligt war.

http://www.kn-online.de/lokales/kiel/102298-Stadtwerke-Kiel-stoppen-Kohlekraftwerk-Alternative-Gas.html