Schüler gegen Kraftwerk
Von EZ-Redaktionsmitglied
LARS
MÖLLER
Emden.
Eine so nicht vorgesehene Diskussion
über den Bau eines Kohlekraftwerks am Rysumer Nacken haben
gestern rund 300 Schüler der Berufsbildenden Schulen I (BBS) mit
Bürgermeisterin Andrea Risius (CDU) geführt. Im Rahmen des
Medienprojekts Multivision ?Klima und Energie?, das Risius im Neuen
Theater eigentlich nur eröffnen wollte, machten die Jugendlichen
ihrem Unmut über den möglichen Bau des Kraftwerks
Luft.
?Wenn das Kohlekraftwerk gebaut wird, verschandelt es
doch die ganze Knock?, sagte eine Schülerin und erntete
heftigen Beifall. Ein anderer Jugendlicher meinte: ?Wir schauen uns
einen Film über Klimaschutz an und dabei wird hier ein
Kohlekraftwerk gebaut. Dafür habe ich kein Verständnis.?
Bürgermeisterin Risius, die auf eine solche Debatte nicht
vorbereitet war, konnte den BBS-Schülern keine
zufriedenstellende Antwort liefern. ?Das Gelände wurde im
Planfeststellungsverfahren für ein Kraftwerk ausgewiesen. Das
ist gesetzlich vorgesehen und liegt nicht in der Macht des Emder
Rates?, sagte Risius, die das Thema bei ihrer Eröffnungsrede
selbst ansprach. Sie betonte aber auch, dass es sich um ein laufendes
Verfahren handele, der Bau des Kraftwerks also in der Diskussion sei,
aber nicht feststehe. Den aufgebrachten Schülern und Lehrern
riet sie: ?Engagieren sie sich im Verein gegen das Kraftwerk?.
Außerdem versprach sie, im Verwaltungsausschuss vorzubringen,
dass offensichtlich noch Informationsbedarf bestehe. Eventuell ließe
sich eine separate Veranstaltung für Schulen durchführen,
auf der mit Ratsmitgliedern und Sachverständigen diskutiert
werden könne.
Vor der Debatte mit der Ratsfrau sahen die
Schüler einen Film über den Klimawandel als Folge der
Nutzung von fossilen Brennstoffen, sowie Chancen und Möglichkeiten
der regenerativen Energien. Sie erfuhren unter anderem von der
Stromgewinnung durch Erdwärme, Windkraft, Biomasse und
Sonnenenergie. Auch neue technische Entwicklungen wie so genannte
Parabolrinnen-Solarkraftwerke oder Aufwindkraftwerke, die es
theoretisch ermöglichen, den gesamten Stromverbrauch
Deutschlands um ein vielfaches zu decken, wurden vorgestellt.
Abschließend zeigte der Film verschiedene Aktionen von
Jugendlichen, die sich in Umweltorganisationen engagieren. Der
indirekte Aufruf, auch selbst etwas für die Umwelt und gegen den
CO2-Ausstoß zu tun, stieß bei den Schülern
anscheinend auf fruchtbaren Boden – die anschließende Debatte
wurde emotional geführt. ?Erst wird man motiviert und dann
bekommt man ein Brett vor den Kopf geknallt?, sagte ein Schüler,
der mit den Antworten der Bürgermeisterin nicht zufrieden war.
Der gezeigte Film ist Bestandteil des deutschlandweiten
Medienprojekts Multivision ?Klima & Energie?, für das der
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
verantwortlich zeichnet. Auch die anschließende Diskussion
gehört – wenn auch nicht in dieser Form und mit einem
politischen Vertreter – zu dem Projekt. Der Film soll die Teilnehmer
über den Klimawandel aufklären, aber auch motivieren selbst
zu handeln. Rund 1800 Schüler der Berufsbildenden Schulen und
der Emder Gymnasien nehmen an dem Projekttag teil, der heute endet.
Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Stadt Emden, den
Stadtwerken und der Oldenburgischen Landesbank.